Ich freue mich darüber, dass ich noch lebe …
Achtung: Meine neues Kategoriethema MontalkSchnack präsentiert die Menschen am Montag im Montalk. Ich schnacke mit Menschen am Montag. Der MonTALK auf meinem Sekretär Schriftverkehr ist auch zum Motzen da. Zum Meckern. Und zum Muddeln. Aber meine Meinung ist auch nur eine Meinung. Deswegen will ich gerne wissen: Wie steht ihr dazu? Ich freue mich über jeden Kommentar.
Übrigens: Wen das Vorgeplänkel nicht interessiert, dem sei empfohlen ohne Umwegen auf den MontagsSchnack zu scrollen. Da gibt es den MonTALK mit Christian Schwinn, 30 Jahre jung und Berufskraftfahrer. Ein wahnsinns Job und daher wie gemacht für einen kurzen Schnack
zum Thema: Unterwegs auf deutschen Autobahnen.
Drängeln – und ich meine nicht den Andrang an Supermarktkassen.
Schieben – und ich meine nicht das Passen beim Kartenspiel.
Schneiden – und ich meine nicht die Veränderung während eines Friseurbesuchs.
Schlängen – und ich meine nicht im Nadelöhr des Nähwerkzeugs
Lichthupe, dichtes Auffahren, Rasen, abruptes Bremsen.
Ich rede vom Straßenverkehr. Speziell vom deutschen Straßenverkehr.
Bis vor drei vor 3 Wochen habe ich mich nämlich noch genau dort aufgehalten. Anders als Christian bin ich aber nicht täglich auf deutschen Straßen unterwegs.
Warum ich froh darüber bin, dass ich noch lebe und warum ich mich dennoch versöhnlich zeige.
Chillt doch mal im Verkehr – aber nichts verschlafen
Es ist kein Geheimnis, dass auch ich gerne mal zügig unterwegs bin. Obwohl ich lieber gechillt, statt zerstört an meine Ziele gelange: Ein Auto muss kein Garagenhüter sein. Doch der Führer des Fahrzeugs lenkt und denkt. Nicht etwa das Auto selbst.
Dass sogenannte »Linksspurschleicher« auch eine Gefahr für den fließenden Verkehr sein können, sehe ich ein. Wer allerdings deutlich schneller fahren möchte, als die Richtlinien es erlauben, dabei nicht zurück schreckt, Heck und Front Tango tanzen zu lassen, der fährt im falschen Film.
Fast and the furious nur Fiktion
Für alle, die es noch nicht wissen sollten, für diejenigen, denen es gleich ist und für solche, die es nicht wahrhaben wollen: Vorausschauend und unter Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer fahren, auf allen Straßen und Wegen, ist nicht bloß eine dumme Daumenregel.
Wenn ich mich mit meinem Auto auf die Straße begebe, dann bin ich aber mal sofort für den gesamten Rest mitverantwortlich. Zuzüglich der Personen in meinem Fahrzeug. Inklusive mir selbst. Wahnsinn! Da liegen gleich mal einige Leben in meinen Händen. Und meines in den Händen anderer. Ein gruseliges Wechselspiel.
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Auch wenn die Anzahl der bei Straßenverkehrsunfällen Getöteten in Deutschland von März 2014 bis März 2016 leicht zurück geht: Grund zur Freude sieht anders aus.
Meckermotzenmuddeln am MonTALK
Wenn ich nachts, bei verhältnismäßig unvorhersehbaren Fahrspurverhältnissen, weil es Bindfäden regnet und die Dunkelheit Einzug genommen hat, noch dazu auf einer 4-spurigen Autobahn mit niedrigem Verkehrsaufkommen, mit 160 Sachen, die ein hinter mir her fliegendendes Fahrzeug an den Tag, Verzeihung, die Nacht legt, und ich dabei fast schon genötigt werde, die Fahrspur zu wechseln, und annehmen muss, dass der andere Fahrer mich und mein Fahrzeug lieber in der Leitplanke sehen will, dann gerät mein Angstschweiß ins Wanken und verdampft in Wutbetropfung.
Hasser der Raser
Da platzt mir der Kühlergrill! Eben dieser Situation erlebte ich als ich vom ARS – Autorenstammtisch aus dem Café Jasmin in Frankfurt-Fechenheim zurück nach Bingen unterwegs war. Vor einigen Wochen als ich in Good Old Germany zu Besuch war. Neben Typen, die mir irgendwo auf meinem Fahrzeug hängen, wo sie nicht hingehören.
Neben diesem Ereignis reihen sich weitere haareraufende Situationen.
Warum erlebe ich das Fahren in Deutschland als extrem nervenaufreibend?
Stand des Videos: 2012. Oder?
Seitdem ich den Vergleich zum amerikanischen Verkehr habe, muss ich sagen, dass ich lieber 3 Stunden mit 65 Meilen auf einem schlecht asphaltierten Highway verbringe, als auch nur eine Minute zu viel auf der A60 unterwegs zu sein.
Sicher ist das Empfindungssache und der Verkehr auch in den Staaten nicht ungefährlich.
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Trotzdem empfinde ich die Ruhe der San Franciscans, die degressive, zurückhaltende und entspannte Fahrweise, die man allerdings auch auch als sprunghaft bezeichnen könnte, als sehr angenehm. Ich fühle mich hier sicherer und weniger genötigt. Ich bilde mir ein, einen geringeren Gebrauch von Hupen wahrzunehmen und bin immer wieder aufs Neue begeistert davon, wie gut die Regel »first come, first served« vor Kreisverkehr und Rechts-vor-links-Regel funktionieren.
Es herrscht eine entspannte, rücksichtsvolle Fahratmosphäre auf kalifornischen Straßen, High – und Freeways, in der ich mich beschützter, entspannter und nicht gehetzt fühle.
Wenn man allerdings
den deutschen TÜV gewohnt ist,
dann läuft es hier in San Francisco, im Vergleich zu anderen Städten in Kalifornien (und sicher nicht repräsentativ für 50 Staaten),
auch nur halb so romantisch ab.
Die Geduld ist ständiger Begleiter und fährt als Beifahrer gratis mit.
DMV (Department of Motor Vehicles) SF – 2:22pm
Ein Mann klopft dreimal auf die rostige Fahrertür seines silbriggrauen Chevrolet Pick Ups, Baujahr 73, damit er überhaupt am Türgriff ziehen kann. Mit einem blechernen Geräusch als hätte man eine Cocadose mit der bloßen Hand zerdrückt, öffnet sie sich langsam.
Der Mann schwingt sich behutsam in seinen Wagen. Er wackelt. Dann schließt er die Tür wieder. Erneutes Knochenknacken. Es ist das Türscharnier.
Dann schiebt er seine Handfläche in den Hohlraum zwischen Fensterglasscheibe und Karosserie und drückt es nach unten. Es quietscht. Der Schlüssel in der Zündung verursacht ein unangenehmes Krächzen. Mit einem lauten »Puff« bewegt sich das Fahrzeug vom Platz. Ohne die obligatorisch-deftige Qalmwolke aus dem Film geht das natürlich nicht.
Noch andere Annehmlichkeiten auf Deutschlands Autobahnen
Während man in Deutschland im Abstand von 2 Kilometern an Notrufsäulen, bzw. Notruftelefone, kurz NRT, findet, um Notrufe absetzen zu können (auf englisch und auf deutsch möglich), falls Handy oder Empfang nämlich doch mal versagen, gibt es auf manchen Streckenabschnitten in den United States einfach nichts und niemand, der oder das dir weiterhelfen könnte. Man ist verloren!
Was da hilft? Zumindest immer eine Flasche Wasser und Benzin in einem Ersatzkanister mit sich führen… Das Handy ist dabei kein Sicherheitsgarant.
Eine echte Lebenshilfe
Außerdem sind die nicht direkt auffallenden blauen Metallschilder, mit weißer Nummerierung ein echtes GTK.
Beispiel: A5 Kilometerabschnitt 813. Das bedeutet du stehst an der Deutsch-Schweizer Grenze bei Weil am Rhein. Was früher mal Kilometersteine übernahmen, regeln heute eine Autobahn- bzw. Straßenkilometrierung, die in der Regel alle 500 Metern auftauchen und beim Absetzen eines Notrufs enorm weiterhelfen, weil sie den genauen Standort angeben.
Sie dienen auch zur Bestimmung von rechter und linker Straßenseite. Aufsteigende Kilometrierung findet man auf der linken Straßenseite, absteigend auf der rechten Straßenseite.
Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt und mit einem echten Brummifahrer geschnackt. Einen, im wahrsten Sinne des Wortes, bewegten Arbeitstag erlebt Christian Schwinn, Berufskraftfahrer aus Leidenschaft und einer von einigen wenigen, der mit Verantwortung, Fracht und Maschine seinen Arbeitstag auf Deutschlands Autobahnen verbringt.
Druck und Konkurrenz haben das Frachtsystem zu einem intensiven Geschäft gemacht. Einerseits wollen die Menschen die Waren just-in-time, andererseits sollten am besten so wenig LKWs wie möglich auf den Straßen unterwegs sein.
Stets gegen die Stechuhr und immer mit Rundfunk im Kampf gen Stau und Verkehrsgeschehen. Dass sind nur einige Herausforderungen, die sich ein Berufskraftfahrer jeden Tag aufs Neue stellen muss. Überraschungen inklusive.
Beschreibe deinen Job mit drei Begriffen
Nervenraubend
Beeindruckend
Überraschend
Ohne welche Dinge würdest du deinen LKW nicht betreten?
Straßenkarte
Handy
Bargeld
Fahrerkarte
Was ist der persönlichste Gegenstand in deinem Führerhäuschen?
Ein Bild von meiner (in 6 Wochen) Frau ?
Was gefällt dir auf deutschen Autobahnen?
Ein gutes Autobahnnetz,
das elektronisches Mautsystem,
die Geschwindigkeitslinien,
Wie würde der Verkehr in deiner Idealvorstellung aussehen?
Ein Fahren ohne egoistisches Fahrverhalten.
Verkehrsteilnehmer, die nicht auf ihr Recht bestehen.
Dass auf den Straßen der Sicherheitsabstand eingehalten wird und natürlich ein Verkehr ohne Staus ?
Einen Tag als Bundesverkehrsminister verbringen: Was würdest du ändern, wenn du könntest?
Ich würde mehr Rastplätze bzw. Parkplätze an Autobahnen schaffen (bspw. gibt es ab 18 Uhr keine Parkmöglichkeiten mehr auf der A5).
Außerdem würde ich eine erlaubte Geschwindigkeit von 80 km/h auf gut ausgebauten Landstraßen einführen. Das würde gefährliche Überholmanöver verhindern.
Zu guter Letzt würde ich die sogenannten Lenk- und Ruhezeiten lockern.
Was ist das Erschreckenste, das du während eines Arbeitstages auf deutschen Autobahnen beobachten konntest?
Die fast täglichen Unfälle.
Und was das Kurioseste?
Ein masturbierender LKW-Fahrer. Während seiner Fahrt? Das ist wahr und ich dachte, das gibt es nur im Fernseher.
Aus der Sicht eines Truckers: Was würdest du Autofahrern ans Herz legen?
Dass alle Verkehrsteilnehmer beim Verlassen eines Kreisels blinken, eine Rücksichtnahme auf LKWs. Insbesondere bei Hindernissen auf seine Vorfahrt zu verzichten und: Sicherheitsabstand einhalten.
Vielen Dank, Christian.
Stets gute und freie Fahrt, mit rücksichtsvollen Verkehrsteilnehmern!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bitte vergesst nicht, mir oder auch Christian einen Kommentar zu hinterlassen. Oder habt ihr eine Frage? Gerne.
2 Gedanken zu „#2 Montalk mit einem LKW-Fahrer“