Schritt für Schritt zur eigenen Mitte

Katharina Lankers

„Auch wenn jeder für sich geht und seine ganz persönlichen Gründe dafür hat, verbindet uns alle der gleiche Weg.“

So ein Weg dauert machmal länger als gedacht. Vor allem führt er nicht nur an großartige Bauwerken und auf sprichwörtlich steinigen Pfaden entlang, so ein Weg bringt einen im Fall von Katharina Lankers, die in ihrem Buch den Jakobsweg „für uns“ gelaufen ist, Schritt für Schritt zur eigenen Mitte.

Katharina Lankers lief 800 km, pilgerte, obwohl das „nichts für mich ist“, wie sie noch vor ein paar Jahren selbst gesagt hätte. Ihre Motivation: Ein emotionales Tief. Der Versuch, sich von einem, „ihrem“, narzisstischen Kaugummiprinzen zu lösen, der ihr Grund genug zum Handlungsbedarf gab. Ihren Weg (zu) sich selbst zu finden und eine (innere) Reise zu unternehmen, war aber letztendlich ihre ganz persönliche Entscheidung und ich als Leserin durfte miterleben wie sich wichtige Dinge im Leben der Autorin auf einer Wanderreise ändern können.

Klappentext

Um sich selbst einzuholen, muss man langsam gehen.

Das Buch gibt es als Taschenbuch und als E-Book.
ISBN-13: 978-3751913812

Pilgern? Nichts für mich, hätte Katharina Lankers noch vor wenigen Jahren gesagt. Gemeinsam mit Horden von Menschen eine vorgegebene Trasse entlang zu marschieren, lag weit jenseits dessen, was sie sich als erholsam und inspirierend vorgestellt hätte. Doch in Krisensituationen ist vieles anders… 
So brach sie aus einem langjährigen emotionalen Tief auf, um den 800 Kilometer langen Jakobsweg zu pilgern, den Camino Frances von den französischen Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Und erlebte sechseinhalb Wochen, die zu den besten ihres Lebens gehören. Warum, davon erzählt diese Geschichte.

Eine persönliche Reiseerzählung mit praktischen Tipps und Packliste

Mein Lesetipp

Was mir an dem schriftstellerisch-gelungenen Reisetagebuch äußerst gut gefallen hat, ist nicht zuletzt der spaziergangsartige Lesefluss, in den ich hinein gezogen wurde. Im Gegensatz zu Katharina musste ich keinerlei Anstrengungen unternehmen, zu der Reiseerzählung in Buchform zu greifen, die als Pilgerreise Tag für Tag beschrieben wird.

Die Karte und die täglichen Erkenntnisse, die die promovierte Mathematikerin in ihre Tages-, Weg-, und Begegungsbeschreibungen aufnimmt, geben der Selbstfindung-Wanderung zusätzliche Anschaulichkeit. Mir gefällt außerdem der gewählte Schrifttyp und das Cover. Die Geschichte, aufgebaut als Tagebuch, wird hier als Pilgerreise beschrieben, auf der uns die Autorin selbst, Tag für Tag akribisch ihre Reiseroute mit Zahlen, Daten, Fakten untermauert. Außerdem wird ihre Unterkunftssituation, einzelne Begegnungen, erleuchtende Erkenntnisse (mit denen jede:r etwas anfangen kann) beschrieben. (Tag 29 ist mein persönliches Lesehighlight.) Mit der Karte und dem täglichen Feedback begleitet der Leser eine Wanderung, die zwar selbst gewählt ist, sich aber als Weg entpuppt, der noch lange Nachgang hat.

Persönliche Einblicke ohne Promotion

Mir war die Offenheit der Autorin, ohne dass es mir zu indiskret wurde, ein Teil ihrer Selbsterkenntnis, bei der ich sie auf ihrem sechswöchigen Weg begleiten durfte, ein Geschenk, das sie mir gemacht hat. Ich konnte einen Blick auf ihr Innerstes werfen und merkte, wie sicher auch die Autorin selbst, dass es bei ihrem Pilger-Weg auf dem Camino, den es auch in Impressionen auf YouTube gibt, mehr als um eine Flucht vor einer toxischen Beziehung ging.

Sie setzt sich vor allem mit ihrem (eigentlich nicht vorhandenen) Glauben auseinander und macht auf diesem Weg erkenntnisreiche und „wundersame“ Begegnungen, die ihr Weltbild sicher noch einmal aus den Angeln gehoben haben. Mir gefällt ihr Umgang damit und dass sie sie sich auf Neues einlässt, obwohl sie bereits eine „fertige Meinung“ zu haben scheint, und sie sich andererseits von Situationen und Menschen abwendet, die ihr nicht gut tun. Das Buch war ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwester, die außerdem noch Wanderschuhe bekommen hat, ich bin aber sehr froh, dieses Buch zunächst selbst gelesen zu habe 🙂 Ich mag Autobiographien ohnehin und diese, verbunden „mit einem Weg zu sich selbst“, hat mir besonders gut gefallen.

Ich schätze Katharina Lankers dafür, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „weiterkommen“ will und ihre Glaubenssätze und Prinzipien, im Hinblick auf ihre (nicht selten nervigen) Mitmenschen überprüft. Sie gibt Menschen eine Chance, obwohl, vom Hirn auch genauso vorgesehen, zunächst in Schubladen kategorisiert wird.

I feel her

Auch ihre verständliche Suche nach einer ruhigen, besinnlichen, fast schon weltvergessenen Atmosphäre inmitten eines überlaufenen, kommerzialisiert-wirkenden Pilgerwegs, auf dem Sinnsuchende und Pilgernde nicht nur nach sich selbst, sondern auch nach dem nächsten Hot Spot suchen, wirft die Frage auf: Was hast du anderes erwartet? Und genau das dockt auch an meine von Zeit zu Zeit naiv-kindliche Herangehensweise an die Dinge an und ich fühle mich der Autorin sehr nahe.

Ihre Erwartungshaltung und einige Ansichten, die in dem persönlichen Buch zu Tage kommen, dürfen kritisiert werden. Sie nimmt Bewertungen vor, die ich nicht vornehmen würde, weil Menschen vielleicht von ihrem Organismus gleich sind, jedoch unterschiedlicher Meinung.

„Manchmal muss man fortgehen,
um bei sich selbst anzukommen.“

Ich denke aber, dass genau das eines der Themen der Autorin ist, denen sie sich auf ihrem Weg angenommen hat und sich auch weiterhin mit ihnen beschäftigen darf. Das Leben ist ja ein Prozess und der menschliche Geist und Körper niemals fertig. Das allein zeugt für mich von Selbsteinsicht und dem Willen, an sich zu arbeiten und sich den Umständen nicht einfach hinzugeben sondern sie für sich und andere zu begünstigen, vielleicht zu verändern.

Ich feiere, gerade wegen ihrer Ehrlichkeit, jede einzelne Seite und habe das Gefühl, dass mich die Autorin ein ganzes Stück weit in ihr Herz und ihre Seele gelassen hat und dafür danke ich Katharina Lankers.

Ich bin mir sicher, dass sie mit diesem Buch, das wirklich Seite für Seite Lesegenuss bereitet, in Bewegung hält und Denkanstöße gibt, Lust und Neugierde wecken kann, selbst einmal genauso so eine oder eine andere (längere) Wanderreise zu unternehmen.

Einziger Kritikpunkt meinerseits, die schwarz-weißen Bebilderungen hätten mir in dem Buch nicht gefehlt. Dafür schaue ich mich lieber auf der schönen Instagramseite von Katharina um und erlebe ihren Weg in satter Farbe.

Danke fürs Lesen und deine Aufmerksamkeit. 

Hast du selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt für eine Weile aus zu brechen und dich vielleicht sogar auf eine Pilgerreise zu begeben? Verrate es mir gerne in den Kommentaren.

Deine

unterschriften-schriftarten

Verfasse doch gerne einen Kommentar. Es gilt die Datenschutzerklärung.