Mein ebook ‚Franciscos Erben‘ in Bonn

Vor Franciscos Erben – Am 2. November 2016 machten sich zwei Menschen auf in ein neues, ihnen noch unbekanntes Zelt auf der anderen Seite der Welt. Unterwegs in einen neuen Lebensabschnitt, ließen diese zwei Menschen als Mann und Frau alles, was sie sich in den vergangenen 8 Jahren aufgebaut hatten, hinter sich. Nicht im entferntesten daran denkend, eines Tages würde sie einmal ‚Franciscos Erben“ schreiben.

Dieser Mann war meiner und die Frau war ich. Vor 5 Jahren zogen wir von Karlsruhe nach San Francisco.

goes Bundeskunsthalle

CALIFORNIA DREAMS

Nach Franciscos Erben – Am 2. November 2019 machten sich eben diese zwei Menschen wieder auf den Weg nach San Francisco. Dieses Mal mit ihrer in San Francisco geborenen Tochter und gar nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto. Und eigentlich wirklich auch gar nicht nach San Francisco, sondern nur bis nach Bonn.

Dank des Onlineredakteurs der Bundeskunsthalle, Benjamin Doumen, durften wir die Ausstellung: ‚CALIFORNIA DREAMS – SAN FRANCISCO ein Porträt‚ besuchen.


Biz zum 12. Januar 20120 läuft die Ausstellung noch in der Bundeskunsthalle in Bonn und sie hat uns gut gefallen. Am vergangenen Freitag reisten wir an und verbrachten erst einmal eine schöne Nacht im Collegium Leonium, einem außergewöhnlichen Hotel, das mit der Seniorenresidenz Nova Vita kombiniert ist.

‚Franciscos Erben‘ goes Bonn

Mein Highlight, neben der Tatsache, dass wir die Ausstellung als Familie besuchen durften, war, dass ich die Flyer meines ebooks „Franciscos Erben“ in der Bundeskunsthalle auslegen durfte. Davon erhoffe ich mir, dass sich neben der Ausstellung und darüber hinaus auch jemand für meine fiktive Reporterin Anabell Greek interessieren wird. Selbige habe ich Ende 2017, nachdem wir San Francisco den Rücken gekehrt hatten, um wieder nach Deutschland, genauer Mainz ,zurück zu ziehe, in meiner Reisereportage für Antitouristen auf die Straßen San Franciscos geschickt. Der Astikos Verlag hat sie seinerzeit veröffentlicht.

In ‚Franciscos Erben‘ nehme meine Leser mit auf einen Streifzug quer durch eine der interessantesten Städte der Welt. Aus der Sicht von mir. Als Kurzzeitdortwohnende.

Es geht zum Beispiel um Theo, den Obdachlosen, der sich ein paar Cents in der Rush Hour auf der Cesar Chavez verdient und der am liebsten Janis Joplin Songs trällert. Oder Ronda, die darüber berichtet, wie es ist, als Frau auf der Straße zu leben und ihre Periode zu haben. Außerdem besuchen meine Leser ein Punk Rock Festival, schauen sich die „Problemviertel“ genauer an und erhalten auch ganz private Einblicke. Neben persönlichen Ausflugstipps hat auch die Poesie wieder ihren Platz, denn Poesie findet man auch auf der Straße.

Die Stadt, die vor allem berühmt für ihre rote Lady, die „Golden Gate Bridge“, ihre Cable Cars, den ganzjährigen Nebel, der übrigens einen eigenen Twitteraccount hat, und die Hippiebewegung ist, hat noch einiges mehr zu bieten. Ich lege den Finger in ‚Franciscos Erben‘ tief in die Wunde des herkömmlichen Reisenden, der zu gerne mal die Augen vor den Schattenseiten seines Urlaubsortes verschließt. Obdachlosigkeit. Gentrifikation. Migration. Affordable Housing.

Die Ausstellung am Samstag hat uns eine regelrechte Zeitreise beschert. Unsere Tochter weiß, dass die in San Francisco geboren ist, ihr kindliches Ich denkt aber vor allem, dass sie auf der Golden Gate Bridge geboren ist. Zumindest vermuten wir, dass das ihre Vorstellung ist. Bei jedem Abbild der roten Lady sagte sie: „Da bin ich geboren!“ Oder: „Mama, Papa, wo sind wir?“

So fanden wir die Ausstellung

Die Ausstellung schaffte es, uns als Besuchern, die wir die Stadt 3 Jahre lang selbst erkunden, aber vor allem mit und durch unseren Michael, der von unserem Vermieter zu unserem besten Freund in San Francisco geworden ist und der selbst als asiatisches Flüchtlingskind in den 50ern in die Stadt gekommen ist, und ihre Menschen kennen lernen durften, nicht nur neues Wissen über die historischen indigenen Anfänge zu vermitteln, sondern uns auch ein nostalgisches Gefühl von Heimat, Erinnern und Demut zu schaffen. Die Bonner Schau verbindet Vergangenheit und Moderne. Es gelingt ihr, den Zeitgeist von vier Jahrhunderten zu vergegenwärtigen.

Durch die Unterteilung in drei Abschnitte – Gold Rush, Silicon Valley und Culture Clash – und die zahlreich „dargebotenen Kunstwerke, historischen Objekte von unterschiedlichen kalifornischen und europäischen Leihgebern“ und die beeindruckenden Filminstallationen (ein Film rund um die Golden Gate Bridge, die am Eingang zur Bucht von San Francisco das Wahrzeichen der gesamten Bay Area abbildet über zwei Riesenmonitore hinweg) wird einem das Ausmaß über die vorherrschende Vielfalt der City by the Bay bewusst.


«Die Bay Area bietet eine magische Umarmung an, die Generationen von Außenseitern und Ausgestoßenen das Gefühl gegeben hat, zu Hause zu sein.» – Lawrence Rinder

Lawrence Rinder, Direktor des Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive

Mittelfinger in Richtung Trump-Tower

Die Ausstellung berührt. Nicht nur „wichtige globale Fragen unserer Gegenwart, besonders die Themen Migration und Vertreibung, und würdigt San Francisco als einen Ort, dessen pluralistische Identität bis heute stetig neu verhandelt wird.“ Es wird eine Stadt gezeigt, deren Lebensgefühl einzigartig ist. Man lernt, wie auch in meiner Reportage, die „Vergessenen“, die Helden, die Abgehängten und all diejenigen kennen, die San Francisco als das sehen können, was es heute noch ist: als einen Schmelztiegel schriftstellerischer, poetischer, musikalischer, technologischer, innovativer, politischer, alternativer, revolutionärer, künstlerischer, musikalischer Idealisten, Realisten und Träumer, Menschen, die nach Freiheit und Gleichberechtigung suchen. In der Liebe, ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität und Herkunft. Solche, die nach Identität suchen, sie finden und vielleicht wieder verlieren. Ein Ort, für die, die kamen, um zu bleiben und solche, die wieder weg gingen, um davon zu berichten. Diese Stadt ist ein lebendiger Faustschlag in Richtung Homophobie, Rassismus und Nicht-Gleichberechtigung. Ein erhobener Mittelfinger in Richtung Trump-Tower und Trump-Ära. Die Ausstellung ist eine gelungene Mischung. Sie gibt einen guten Einblick in die „politischen Bewegungen, alternativen Lebensentwürfe, künstlerischen Innovationen und technologischen Revolutionen“ der knapp 885.000 Einwohner-Stadt.

Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer
LGBT- Gilbert Baker war der Erfinder der Regenbogenfahne. Das hier gezeigte Exemplar hat er selbst genäht. Sie symbolisiert heute die weltweite LGBTQ- Bewegung, in einem weiteren Sinne für die gesellschaftspolitische Forderung nach Diversität und mehr Toleranz.
Quelle: Bundeskunsthalle Bonn
Gilbert Baker, der 1978 die Regenbogenfahne erfunden hatte, war auch für die Gestaltung von Drag- und Paradekostümen berühmt. Dieses verstörende Kostüm in Form einer Sträflingskleidung aus einem deutschen Konzentrationslager zeigt vorne den „rosa Winkel“, mit dem in der Zeit des Natonalsozialismus Homosexuelle gekennzeichnet werden. Diesem traumatischen Abzeichen wird auf dem Rücken des Kostüms die Regenbogenfahne entgegengesetzt. In der NS-Zeit wurden Über 100.000 homosexuelle Männer polizeilich erfasst. Geschätzte 10.000 Männer wurden in KZ gebracht, über die Hälfte kamen dort zu Tode.
Quelle: Bundeskunsthalle Bonn
Der radikale Bruch der Beat-Poeten mit den gesellschaftlichen Normen der 1950er Jahre ebnete den Weg für die folgenden Jahrzehnte, in denen Studentenproteste und die Hippiebewegung globale Strahlkraft erzielten. Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, indianische Aktivisten und die LGBTQ-Bewegung forderten erfolgreich Gleichberechtigung und gesellschaftliche Teilhabe ein.

Auf dem Bild sieht man die Olivetti-Schreibmaschine von Allen Ginsberg, Dichter und politischer Aktivist und zentrale Figur der Beatniks-Bewegung, außerdem Jack Kerouacs Jacke, einem weiteren wichtigen Vertreter der Beat-Generation.
Quelle: Bundeskunsthalle Bonn

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