Rammstein fürs Gemüt

In stillen Nächten weint ein Mann, weil er sich erinnern kann

Ein überraschendes Geburtstagsgeschenk erreichte mich fast pünktlich zu meinem 30. Die Überraschung war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass ich mich schon völlig geburtstagsfern gefühlt hatte, sondern besonders wegen seines Inhalts.
Ein Buchgeschenk der eigenen Art.

Was? Till Lindemann, Frontmann der Band Rammstein, macht jetzt auch in Gedichten?
Nicht zum ersten Mal. Denn der 1963 in Leipzig als Sohn eines DDR-Kinderbuchautors und Schriftstellers und einer Kulturjournalistin geborene Sänger und Texter hat es schon mal getan.
Veröffentlicht.
»Messer«, heißt sein erstes Werk aus dem Jahre 2005 und beinhaltet Gedichte und Fotos.

»In stillen Nächten«

Die Lektüre liest sich bisweilen wie einzelne Rammstein-Strophen. Gnadenlos. Einfach. Direkt. Und doch (nachvollziehbar) sanftmütig. Mir kommen Melodien während des Lesens und ich
spüre den Takt in Wort und Form. Fast zufällig erscheinen manche Verse. Fast wie nebenbei erdacht. Und doch lässt es mich schmunzeln, das lyrische Ich und oft auch seriös die Stirne runzeln, weil ich finde, was ich nicht vermutete. Verletzlichkeit und die Dunkelheit im Licht.

Ich will auch nackt sein. Aus der Blöße entwächst der wahre Kern.


Nackt

Nachts im Traum stell ich mir vor
ich leite einen Damenchor
zehn Mädchen die ich um mich schare
zusammen hundertsiebzig Jahre
und alle nackt in mich verliebt
Schade daß es das nicht gibt

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