…Gerade jetzt zur Weihnachtszeit war es neben all den Süßwarenartikeln, den Printen, Baumkuchen, Lebkuchen und abgepackten Plätzchentütchen ein leichtes, so mir nichts dir nichts als Sonderangebot zu enden, und schnell eben mal vom nächsten Kunden weg geschnappt zu werden.
»Ich will nicht hier weg«, schrie die grüne Bohne.
»Warum solltest du denn hier weg?«, rief die Tomatensuppe, die wie immer ganz zart vor sich hin stand.
»Sie hat Angst vor Weihnachten«, lachte der Adventskalender, der artig abgezählt in Reih‘ und Glied mit seinen Brüdern in der Nähe der Kasse stand.
»Ich habe keine Angst vor Weihnachten«, schwindelte die Bohne und versuchte nicht angespannt zu wirken. »Die Geschäfte laufen doch gut um diese Zeit und überhaupt, was gäbe ich drum meinen Inhalt einer leckeren Markklößchensuppe zu spenden.«
»Glaubst du denn, dass dich jemand ernst nimmt, du naives Böhnchen?«, fragte die Frühlingszwiebel von ihrem hohen Kistenbett aus und begutachtete ihre Würzelchen selbstverliebt im Spiegel über ihr, während sie vom seicht austretendem Wasserdampf der Sprenkelanlage zart benetzt wurde.
»Nun lass sie doch und nimm ihr nicht alle Wünsche!«, entgegnete das Suppengrün von der anderen Seite. Um etwas mehr Platz zu haben und bequemer zu liegen, drückte es die stramm gebundene Kordel von sich weg und schob seine Sellerieknolle etwas nach oben.
»Warum sollte man nicht auch ein paar grüne Böhnchen in die Brühe geben? Umso bunter die Suppe, um so gesünder, nicht?«
»Du sagst es«, mischten sich Schwarzwurzel und Kartoffelminis aus dem Glas ein. »Was sollen wir den sagen?«
»Sie ist doch grün. Sie ist doch grün. Grün wie die Hoffnung«, quietschten die Trauben im Chor.
»Grün hinter den Ohren ist sie. Unerfahren und einfältig«, blökte die Mango aus dem Süden, extra eingeflogen aus Ägypten.
»Misch du Früchtchen dich nicht ein, wenn das Gemüse sich unterhält«, befahl der Spargel. »Olle Obstnase.«
»Was hast du zu melden? Ist doch gar nicht deine Zeit, oder was meinst du, warum du im Glas hockst, in deinem eigenen Wasser? Glaubst du, dass dich auch nur ein Einziger für den Heiligen Abend als Beilage wählen wird? Ich hingegen werde meinen Weg machen«, protzte die Physalis und legte ihr spitzes Häuptchen elegant zur Seite.
»Nimm dein überteuertes Körbchen nicht zu voll«, verteidigte der Apfel. »Nur Hipster oder Möchtegern-Gourmets werden dich halbes Portiönchen kaufen, um dann ganz schnell festzustellen, dass du ja doch nur zur Deko dienst.«
»Außerdem wächst du hier noch nicht einmal, wo ist also deine Berechtigung in unserem Markt beim Hornberger sein zu dürfen, du Judenkirsche?«, rief plötzlich das Weißkraut.
»Geh doch dahin zurück, wo du her gekommen bist!«
»Am besten noch dahin, wo der Pfeffer wächst«, mischte sich das Salz hinzu…