16. Türchen: Ansichten einer Konserve

Einerseits wollte sie in ihrer Heimat, dem Supermarkt, bleiben. Insgeheim wünschte sie sich, dass alles so bliebe, wie es bisher gewesen war und andererseits, hatte sie es satt, an genau diesem Ort zu sein, an dem sie jetzt stand. Ständig mit der Angst zu bangen, wann man sie wegräumen und wie man sie entfernen würde.

Schon oft hatte sie von einem besseren Leben im Großmarkt geträumt.

Dort und nur dort, stünden ihrem Inhalt all die Türen offen, die einem hochwertigen Produkt zuteil werden würden. In einer Fünf-Sterne-Suppe zu landen oder noch besser, einem Gourmetkritiker am Gaumen zu kitzeln.Sie selbst würde man schon anderweitig gebrauchen können, im Großmarkt stünden ihr schließlich alle Dosenöffer offen.

Das dachte sie zumindest.16

Irgendwann hatte sich der dringliche Gedanke in entwickelt, zu etwas höherem bestimmt zu sein. Was würde sie nur darum geben, würde man endlich ihre Stärken entdecken! Die, die sich hinter ihrem Aluminium verbargen.
Stattdessen hockte sie sich nun schon mehr als neun Monate ihren Dosenboden platt. Im selben Regal. Nicht exakt an der selben Stelle, an der sie Herr Hornberger damals ausgepackt hatte, aber immerhin doch mit der gleichen öden Perspektive, dass sie wohl niemals in den Großmarkthimmel gelangen würde.

Mittlerweile stand die Bohnendose nicht mehr ganz hinten, sondern ganz vorne und jeder, außerhalb von Blechdosen und Konserven weiß, was das heißt: Alles, war nur noch eine Frage der Zeit.

Verfasse doch gerne einen Kommentar. Es gilt die Datenschutzerklärung.