Wer mit der Neugier im Gepäck spaziert,
wird auch über Kleinigkeiten stolpern.
So oder so ähnlich habe ich die Worte eines Mannes im Ohr, der eine große Rolle in meinem Leben als Mundmädchen spielte.
Ein Mundmädchen? Was das ist? Steht das im Duden?
Im entferntesten Sinne hat es tatsächlich etwas mit dem Milchmädchen und dem Mundloch zu tun.
Die Milchmädchenfrisur, über deren Entstehung ich mir nun seit Stunden den Kopf zerbreche, ähnlich wie einst die Dienstmagd den Krug, darüber recherchiere ich nun schon ebenso lang. Und tatsächlich bin ich freudestrahlend zu dem Schluss gekommen, dass sie vielleicht schlicht und ergreifend der Hit der Hofmägde vom 13. bis ins 17. Jhd. war. Ungewollt? Ja vielleicht. Denn es stand ja so geschrieben.
Die Flechtfrisur war en vogue, wenn man das verdammt nochmal so sagen kann. Die Flechtgeschichte hatte im Mittelalter eine tiefere Bedeutung. Zumindest für das männliche oder klerikale Geschlecht.
Ausschließlich junge Mädchen trugen ihre Haare offen. Ansonsten war es eher den Männern oder jungen Burschen erlaubt, sich frei zu fühlen, wobei ich nicht verleugnen will, dass ich wohl mit Dutt sterben werde, weil genau das mein Gefühl von freiheitsliebender Friese bedeutet („Erfreu dich daran, wenn du weißt, was Freiheit bedeutet“).
Frauen trugen ihre durchgedrehte Zopfpracht hochgesteckt und gut verdeckt statt gut sichtbar unter einer Haube oder einem Gebende versteckt. Weiß jemand über die Milchmädchenfriese genauer Bescheid?
Das Milchmädchen wiederum hat eine eindeutigere und doch undurchsichtige Etymologie. Als Verantwortliche für den Milchtransport galt das Mädchen mit der Milch als die Magd, die dafür verantwortlich war, das kostbare Nahrungsmittel von Dorf zu Dorf zu transportieren, ohne es zu verschütten. Passierte es doch, galt es zu tricksen, was Frauen, als auch Männern heute noch genauso gelingt, egal in welcher Sparte.
Das Mundloch kommt in meiner ausschweifenden Schleife verhältnismäßig besser weg. Weil: Kürzer. Und wer sich ausschließlich dafür interessiert, worauf ich eigentlich hinaus will, muss scrollen, statt zu schmollen.
Aus der Bergmannssprache entlehnt, öffnet sich das Mundloch selbstverständlich seines Namens gebührend offen und wertschätzend einem breiteren Publikum. Als Eingang eines Stollens oder im, zu meinem Thema schlagend passenden Sinne, Verhältnis zum Offen-Sein durch Kontaktfreudigkeit und Wertschätzung, möchte ich mich nun endlich der breiten und fressenden Masse präsentieren:
Ich bin ein Mundmädchen!