“In den Monaten ohne “R” lässt man den Hering besser in Ruhe”, so der Volksmund und die “Apo” gibt an, dass viele Verbraucher jetzt in den Sommermonaten besonders Muscheln vermeiden sollten, da diese eine “unangenehme – … – Muschelvergiftung” verursachen könnten. Mies! Muschel!
Gefahr und Denkansatz dahinter sind
Vermehrungen von Algen im erhitzten Meerwasser, die dann in den Sommermonaten marine Biotoxinein bilden. “Muscheln nutzen Algen als Nahrung und so können sich diese Gifte in ihnen ansammeln.“
Doch von diesem Exkurs nun zurück zu den Heringen.
Meine Oma ist eine gute Oma
Die Beste. Wenn ein lamentierendes Enkelkind aus den USA anreist und kurz davor steht, auch schon wieder abzureisen, darf die oben genannte Bauernweisheit schon mal gerne außer Kraft gesetzt werden. Schließlich gehört der Hering nicht zu den bedrohten Fischarten und ob wir ihn nun im Juni oder erst wieder im September verspeisen, spielt dann auch keine allzu große Rolle mehr.
Besser ein Haar auf dem Teller, als keinen Hering auf dem Tisch, oder wie war das doch gleich?
Meine Oma ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, den ein oder anderen Hering aufzutreiben. Entgegengesetzt zu früher nahm sie das tote Tier nicht eigenhändig aus, um ihn anschließend auch noch von den “kleinen Funzelcher” (= Gräten) zu befreien,
“Eine Arbeit Jenniwa, eine Arbeit. Der musste natürlich auch entwässert werden, damit der nicht zu salzig schmeckt. Seit ich weniger Salz esse, habe ich auch weniger Wasser in den Beinen.”
aber lieb von ihr, dass sie dem Hering eine neue Geschichte gegeben hat. Vom Lidl in den Aldi und von der Norma in den Globus. Nicht der Weg des Fisches. Den, der Oma.
Weite Wege hat sie auf sich genommen, um mir im Sommermonat Juni Heringe zu besorgen. Das Auto hat sich schon seit längerer Zeit abgegeben und nicht immer trifft sie auf ihren Fußwegen nette Bekannte, die sie ein Stückchen mitnehmen.
Heringe – Mein kulinarischster Sehnsuchtswunsch
Vor allem in den letzten San Franciscowochen vor unserem Heimatbesuch. Mitten in einem emotionalen Telefongespräch, welches mich um mein gesamtes Prepaid-Guthaben brachte, bat ich meine Oma mich zum Heringessen einzuladen. Standesgemäß bei ihr Zuhause. Solche Gäste wünscht man sich doch. Solche, die sich selbst einladen und auch noch solche, die Essenansprüche hegen. Dass – geht nur bei Muttern oder Omas.
Nach meiner kleinen Restreise vom Mittwoch letzter Woche bis hin zum Freitag* schwor ich mich auf der Sooneck auf mein fröhliches Fischstelldichein ein und wenn ich nun daran denke, dass ich meinen dritten Teller nicht gepackt, dafür aber mein guter Freund in Mayen etwas davon hatte, dann wird mir ganz warm ums Herz, weil die Heringsgeschichte gut endet. Für den Menschen. Nicht jedoch für den Hering.
Auch wenn sich mein Magen hier, zurück in San Francisco am PRIDE PARADE Wochenende, fern vom schönen Hunsrück zwar schon wieder ganzomaheringleer anfühlt, so ist er dennoch glücklich darüber, dass sich der Surpreme Court für die Liebe entschieden hat. Und die Entscheidung für die Liebe ist immer richtig.
Hier in den USA wird nämlich gerade eine andere Geschichte geschrieben.
*Fußnote: . . . bei der (Mainz – Karlsruhe – Frankfurt – Bingen – Burg Sooneck – auf den HunsZurück) ich nicht nur den sympathischen Fotografen Michael M. Roth Ex-ElbeBloggerbewerber, Initiator #TepaKult und eigenem Blog, meinen Autorenstammtisch ARS, der lauter nette, spannende, kreative und begabte Menschen vereint, auf dem es sich auf jeden Fall einmal lohnt hineinzulesen, um die Autoren virtuell kennenzulernen und die tolle Burgenbloggerin Jessica Schober kennenlernte, sondern mich auch mit meiner Lieblingskünstlerin Diana Frasek getroffen habe, mit der ich frische Ideen wälzte und an unserem Buchprojekt DichtBlick bastelte. Wahnsinn!
Zum Abschluss: Oma Jenniwas Matjesheringe
„Zwiebeln pellen. In Scheiben schneiden. In kochendem Wasser blanchieren. Nicht zu lang. Nur so, dass se gar werden. Se müsse krache. Eine Minute höchstens. Abropfen und kaltwerden lassen. Sahne und Remoulade verrühren. Ohne Salz. Ohne Essig. Schnittlauch und Knorromat.
Die Leute esses gerne mit Essig. Dann sollen ses machen.
Matjesheringe in mundgerechte Sücke schneiden und mit den anderen Zutaten mischen.“
Lecker Omma!
2 Gedanken zu „Der Hering mit Geschichte“