Ich gebe es zu: Ich bin eine hoffnungslose Wortvirtuosin. Oder war es doch die Wird-Virtuosin? Wie ein Virus ist es mir eingepflanzt worden, irgendwann zwischen jung sein und alt werden. Und ich gebe zu, dass es nerven kann. Dass es nerven wird...
Schon seit kleinauf, seit meinen „Hosenkackazeiten“ wie es so manch himmlischer Verwandte ausdrückte, bin ich daran hängen geblieben.
Gekommen um zu reimen.
Das meine ich ganz ernst. Ich bin ein Reimemonster. Ich komme nicht klar, es nicht mehr tun zu werden. Ich kann damit offensichtlich kein Geld verdienen, aber ohne es leben geht auch nicht. Ich werde es nicht aufgeben, solange ich Spaß daran habe und ich andere ebenso mit diesem lyrischen Virus infizieren könnte.
Gruß und Kuss,
dein Schnuzius.
Es ist ganz egal wie ich es drehe und wende: ich habe was übrig für Worte und deren Herkunft – die Orte ihrer Enstehung – nicht ausschließlich banal – nebst lokal. Für sinnlose und sinnvolle Wortspiele bin ich zu haben und dass obwohl [oder gerade deswegen] nehme ich mich und sie auch nicht allzu ernst. Gerade deswegen nehme ich mein Leben mit Humor.
Ich schätze sie, ja, aber ich verehre sie nicht. Worte sind meine Sprache und geschrieben, das lieben was es wert ist zum Fliegen. Beflügelte Worte sind das, was du daraus machst und stünde dir bloß ein Lächeln im Gesicht – gerade – dann sage ich – es steht dir gut!
Behalte dein Lächeln, in den nebeligsten aller Stunden. Es wird dir nichts helfen. Im ersten Augenblick. Aber es wird sich was ändern. Mit den Tagen. Mit der Zeit.
Eines werdenden Momentes wird sie dich schnappen und du wirst dich fragen, weswegen das Werden so schmerzhaft sein muss.
Weil es muss. Und es wird.
Ich mag meine Stimme nicht, aber ich mag es, eine Stimme zu haben. Ich lese Wörter und verstehe Worte. Ich bin eine von dieser Sorte, die sich nicht ausmalt, was da steht, sondern die veranlasst, damit was geht. Ich reime mit ‚wie‘ und ich weiß ich bin nicht Rilke, aber ich tue was ich mag und ich liebe was es wird. Ich kann nicht leben vom Werden und erstrecht ohne es nicht, ich werde und werde – damit es wird – was es wird – ES WIRD! Oder auch nicht.
Ich bleibe mir lieber einig, statt s t einig und weiß doch, es ist nicht gängig – das Werden.
Gekommen um zu werden.
In einen bestimmten Zustand zu kommen und sei es doch nur dann, wenn man sich schlapp und benommen dem Gefühl hingibt, dass sich etwas kleines in dir regt – weil Werden allein auf den ersten Blick nichts bewegt.
Werden ist durchmachen und werden ist Dauer. Zu etwas zu werden bedeutet nicht immer bereit sein. Es ist die Versuchung, die Verführung, das Spiel mit dem Nichts, es ist die Vollendung des Werdens, die Reise im Licht.
Aus etwas entwicklen, heraus, hinauf und herüber, ist, sich zu nähern.
Neue Taten bedeuten – etwas anderes ist vorüber – ist nur das, was im Herzen keinen Platz mehr findet. Es entsteht etwas Neues.
Werden – planen – vermutlich
sich ändern, anders werden, eine Entwicklung durchmachen, übergehen, umschlagen, umspringen, sich umstellen, sich verändern, sich verwandeln, wechseln; (gehoben) einen Wandel erfahren, sich im Wandel befinden, im Wandel begriffen sein, sich wandeln
- sich nähern, zugehen auf
- eine [Berufs]ausbildung machen, einen Beruf ergreifen/erlernen, in die Lehre gehen, lernen, machen, studieren; (umgangssprachlich) studieren auf
- sich anbahnen, anfangen, aufkeimen, aufkommen, sich ausbilden, ausbrechen, sich ausprägen, beginnen, sich bilden, sich entfalten, sich entspinnen, entstehen, sich entwickeln, erkennbar werden, erwachsen, sich formen, sich gestalten, sich heranbilden, sich herausbilden, sich herauskristallisieren, hervorgehen, hervorkommen, kommen, zum Vorschein kommen; (gehoben) erblühen, erwachen, sich regen
- flott/gut/leicht von der Hand gehen, gedeihen, gelingen, geraten, glattgehen, glücken, glücklich/gut vonstattengehen, gut ausfallen, sich gut entwickeln, gut gehen, nach Wunsch gehen, wunschgemäß verlaufen; (umgangssprachlich) klappen; (salopp) hinhauen
(Quelle: Duden)
Wer nichts wird, würgt wird.
Was willst du mal werden, wenn du dich traust?
Was willst du mal werden, wenn du wirst?
Was willst du mal werden, nachdem du warst?
Achtung, Lyrik:
Die Bandlung der Wuchstaben
Spinnen,
spannen,
sponnen,
wie warme Milch geronnen.
Sinn zerpflückt
und aufgerückt
sind Stück
auf Glück
vom Kern zurück.
Die Staben die im Buche stehn
sind Zeichen, die wir nur verstehn,
wenn Weichen sie nicht ganz so drehn
gleich Eichen, nicht im Winde wehn.
Und wenn Mutterleib
wird
zu Mutterleid,
dann war’s mit großer Sicherheit
nichts anderes als Stabenneid.
Und was sich noch ganz wesentlich,
bis eben selbstverständlich glich,
wird eins-zwei-drei aus Grätenfisch
ein reich gedeckter Gräfentisch.
Die Wortvirtuosität:
wer and’ren eine Bratwurst brät,
braucht ein Bratwurstbratgerät
ist nur möglich mit Kapazität.
Und bevor ich je an Sätzen spar,
(so eine Weisheit aus China offenbar:)
Nichts und Niemand ist so wandelbar,
wie WortBuchstaben – wundelbar.
Aus Dichtverkehr – Von kleinen und von großen Gedanken: Februar 2013