Pride Week – eine Woche voller Leidenschaft, Lebensart, Liebe und Warums
Es war PRIDE, meine Freunde der bunten Unterhaltung. Meine zweite PRIDE seit wir in San Francisco leben.
Bunt und farbenfroh ist nicht nur der Name des wundervollen Blogs der noch tolleren Anna aus Berlin, es war auch meine ganz persönliche Herzentwendung (Mischung aus Redewendung und Herzensangelegenheit!), die mir in den letzten Tagen gefolgt ist.
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Irgendwie schwirrte mir dieser Slogan das gesamte PRIDE Wochenende durch den Kopf und fand endlich heute, am Sonntag, seine Entladung. Denn heute waren wir umzingelt von Regenbogenlaune. Und das Wetter begleitete uns mit der passenden Melodie.
Das diesjährige Motto der PRIDE, „For Racial And Economic Justice„, im Gedanken an die Opfer von Orlando, wurde unter und mit schillernden und schallernden Menschen gefeiert. Der PINK Saurday, der aufgrund fehlender Sponsoren zwar flachfallen musste, trübte den Dyke March nur gering und trieb dafür umso mehr zur heute stattfindenden Parade bei.
Und Erinnerung bleibt Erinnerung, nicht?
United
Familien mit Kindern, Alte, Junge, Heteros, Transgender, Mütter, Väter, Schwule, Lesben – alle waren auf den regenbogenbeflaggten Straßen unterwegs. Und wir mittendrin. Wieder. „United“. Music connects the world – and love.
Und dann war da auch noch ein aggressiv Verwirrter, der „fucking fagotts“ brüllte.
Irgendwie schenkt ihm niemand Beachtung, aber irgendwie erlebt man seine Rufe auch mit einem gemischten Bauchgefühl. Was ist, wenn der jetzt um sich schlägt? Nicht nur mit Worten?
UNunited
Mein Cousin ist schwul. Ein Bekannter bekannte sich vor kurzem zu seinem Leben im falschen Körper und ich – auch ich war während meiner Pubertät nicht selten auf der Suche nach meiner eigenen Sexualität.
All diese quälenden Fragen nach der eigenen Persönlichkeit, nach der sexuellen Einstellung, gegenüber dem was soll, sein darf, muss oder nicht sein kann. Um dann den einzig sinnvollen Antwortsatz darauf zu geben: Sie machen wie sie wollen, so mein französischer bester Freund.
Normkonformität vs. Freiheit und Vielfalt meets Einfältigkeit.
Wo es sich hingezogen fühlt
Die Identitätssuche ist und bleibt für manch einen ein ewiger Weg
Ein nicht enden wollender Prozess
obgleich das Herz schon lange weiß
wohin es schlägt.
Wer darf eigentlich entscheiden, wen man liebt?
Steht irgendwo geschrieben, wo die Liebe hinfällt? Wer entscheidet das und was ist, wenn Glaube und Lebensart, Lieben und Leidenschaft kollidieren? Warum wollen Menschen richten, besonders dann, wenn sie es scheinbar nicht einmal selbst (be)trifft? Wie weit geht man, wenn man zu weit geht? Wenn das eigene Leben in der Gesellschaft nicht anerkannt zu sein scheint? Wie fühlt es sich an verflogt zu werden, für das, was man fühlt, ist, denkt und leben will?
Der Drang man selbst zu sein, ist oftmals gekoppelt an die Angst, sich für immer verbergen zu müssen.
Warum zum Regenbogen …
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Wer macht wann und wie den Unterschied? Gibt es da etwa den Knigge of Equality?
Ich habe das nie verstanden. Ich habe das einfach nie verstanden, wer entscheiden darf, was richtig und was falsch ist. Warum toleriert man ein sich küssendes Heteropaar im Park, kann es aber nicht ertragen, wenn dasselbe zwei Männer tun? Und warum ist es bei zwei Frauen schon wieder ästhetisch, im Porno sowieso? Warum ist eine Dragqueen „besonders lustig“ , ein echter Partygarant, gerade, wenn sie Olivia Jones heißt, aber natürlich nur dann, wenn man besoffen ist, wohingegen ein Transsexueller jedoch eine Qual für die Augen zu sein scheint?
Warum diskriminieren sogar Schwule oder Lesben ihres gleichen, indem sie drängen, Bisexuelle sollten sich doch endlich für ein Geschlecht entscheiden? Weshalb ist ein heterosexueller Mann nur echt, wenn er keine femininen Seiten hat und warum steht die handelsübliche Hetero-Familie unter einem besonderen Schutz, wenn es um die Ehe geht, die Familie bestehend aus Papa-Papa oder Mama-Mama jedoch nicht? Wer zum Regenbogen entscheidet das? Gott? Der Staat? Die Gesellschaft?
Der Mensch. Es entscheidet der Mensch. Und der ist antastbar. Die Würde des selbigen, jedoch nicht.
Ich beschwöre jedenfalls feierlich, dass ich mein Kind in jeder Weise akzeptieren, lieben und unterstützen werde. Für welchen Weg es sich auch immer entscheiden mag. Warum? Darum. Denn Liebe kennt keinen Grund.
Weil andersartigkeit Großartigkeit bedeutet.
Edit: Mein aktuelles ebook, erschienen im Astikos Verlag behandelt unsere Zeit in San Francisco. Ich habe meine fiktive Reporterin Annabel Greek auf die Straßen San Franciscos geschickt, um sich einmal nach der anderen Seite der Stadt umzusehen. Homelessness, LGBT, Affordable Housing, Transportation und Gentrification bleiben dabei nicht die einzigen Themen, die angesprochen werden, sondern auch der Punkrock, Kunst und ein bisschen Golden Gate Bridge. Außerdem sind sechs wahnsinnigtolle Zeichnungen enthalten, allesamt stammen sie von der San Francisco Künstlerin Tsungwei Moo, deren Werke bald eine Boing der Airline United schmücken werden.
Die Reporterin bin natürlich ich und die Reisereportage für Antitouristen heißt „Franciscos Erben“, erhältlich hier.
Danke von ❤️???? für eure Aufmerksamkeit!
Eure
2 Gedanken zu „#5 MontalkSchnack mit der PRIDE“