Ikonen

Sabine Wreski

foto: Britta Peders

Weißt du noch?

Damals waren wir ein Skandal für die
Umwitterten von Rechtsschaffalapapp,
eine Anomalie für die Umstrickten von Tugendandaradei,
ein Ruf nach Zensur für die Umstehenden von Dämodideldum.

Dieser Tage aber sind wir Engel,
flügelschlagend zwischen Albtraum und Wirklichkeit.
Eingeschlossen im golddurchwirkten Mantel,
küssen wir einander nieder in zerschossener Kulisse.

Weißt du noch?

Damals warst du ein Jedermann
für die Helden von Bedeutoitoi,
ein Nichts für die Alleswisser des Außergewöhndichdran,
ein Ruf nach dem grünen Apfel für die
Gesichtslosen des Wiederhologramms.

Dieser Tage aber bist du ein Menschensohn,
barhäuptig mit schwebender Melone.
Eingeschlossen in einen grauen Mantel
ringst du dich nieder in surrealer Kulisse.

Weißt du noch?

Damals war ich ein Objekt
für die Hungernden nach Campbell’s Dosensuppuppe,
ein begehrtes Produkt für die Fans von Selbstgekochtemplemplem,
ein Ruf nach Transzendenz für die Subjekte an der Schwelle des Entwederoderodernicht.

Dieser Tage aber bin ich die Goldene,
wasserstoffblond mit kleinem Heiligenschein.
Eingeschlossen in einen poppigen Abglanz,
schaffen wir uns einander an in auszutauschender Kulisse.

„In zerschossener Kulisse“, SternenBlicks Lyrikheft no.3, Sabine Wreski, ISBN: 978-3-7467-6488-7

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